Im 19. Jahrhundert zogen Künstler wie Henri Matisse und Eugène Delacroix in ferne Länder, um bspw. die spezifischen Lichtverhältnisse in verwinkelten Städten oder in der Wüste zu beobachten und sich der Faszination hinsichtlich despotischer Machtstrukturen und nicht zuletzt erotisch-sexuell konnotierter Besitzverhältnisse, die sich im Harem verdichteten, künstlerisch hinzugeben. Die Haltung war unzweifelhaft die, dass die exotische Fremde andere Bilder bereithält, in der Ferne eine Welt vorzufinden ist, die gleichsam neu sehen und malen lehrt. Dass dies heute noch tief im westlichen Vorstellungshaushalt verhaftet ist, verdankt sich schließlich den gemalten Bildern, in denen die (westlichen) Künstler diesen Anziehungskräften Ausdruck verliehen.

Was ist nun aber von einer Ausstellung zu erwarten, die heute Bilder einer Fremde zeigt, zumal sich in diesen nicht ein westlicher, sondern ein genuin östlicher Blick konstituiert, stammen die Arbeiten allesamt doch aus den Händen von Künstlern aus dem Mittleren Osten? Recht eigentlich müssten diese Werke noch stärkere Bilder schaffen, uns tiefer in eine andere Welt eintauchen lassen, schlössen sie doch die Kluft, die sich hundertfünfzig Jahre zuvor zwischen westlichem Künstler und östlicher Welt aufgetan hat. Der Blick auf die ausgestellten Werke überrascht. Einer Auswahl unterschiedlicher künstlerischer Ausdrucksweisen sieht sich der Besucher gegenüber, die ebenfalls Formen der Realitätsaneignung und -verwandlung bedeuten. Die künstlerischen Positionen machen deutlich, dass Aneignung von Wirklichkeiten auf vielfache Weise geschehen kann. Die ausgebildeten Perspektiven, so unterschiedlich sie sein mögen, geben tiefere Einsichten in Realitäten, die sich mitunter aus persönlicher Geschichte speisen. Vorgeprägte Bilder, die eine Differenz der Welten offenlegten, erlöschen angesichts der Stärke dieser artistischen Ausdrucksmittel. Was bleibt, ist das geweckte Bewusstsein einer Nähe, die sich darin äußert, dass ungeachtet aller Risse, Bilder hier wie dort sichtbar und lesbar sind.

An der Ausstellungen werden Werke der folgenden Künstlern gezeigt:

Abed AL KADIRI (Libanon)
Ahmad MOUALLA (Syrien)
Bassam KYRILLOS (Libanon)
Chaouki CHAMOUN (Libanon)
Charbel Samuel AOUN (Libanon)
Hamed ABDALLA (Ägypten)
Helen KHAL (Libanon)
Hussein MADI (Libanon)
Leila NSEIR (Syrien)
Mona TRAD DABAJI (Libanon)
NACER (Algerien)
Nizar SABOUR (Syrien)
Raouf RIFAI (Libanon)
Sabhan ADAM (Syrien)
Shadi ABOSAADA (Syrien)
Shadi GHADIRIAN (Iran)
Yaser SAFI (Syrien)
Yves HAYAT (Ägypten)

Kurator: Matthias Rüthmüller, Galerie Leonhard Ruethmueller

>> Einladungskarte herunterladen als PDF
>> Flyer herunterladen als PDF


Informationen

Vernissage:Freitag, 4. November 2016 ab 18:00 Uhr
mit Apéro
  
Ausstellung:5. – 26. November 2016
Öffnungszeiten:
Mittwoch – Freitag 14:00 bis 18:30 Uhr
Samstag 11:00 bis 16:00 Uhr
  

Basel Art Center | Riehentorstrasse 31 | Basel mehr infos


Basel Art Center 2022